Mittwoch, 29. September 2010

Die Vergewaltigungen waren der Fall

Die Nation scheint mit der Debatte über ihre Gegenwart und die andrängende Zukunft ausgelastet zu sein. Politrentner, die uns die Lage erklären, halten uns in Atem. Doch nach wie vor wartet auch in den Archiven der Zeitgeschichte Arbeit. Der Verfassungsjurist Ingo von Münch verlangt, dass über die Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen 1944/45 gesprochen wird: Ein Buch (208 S., 19,90 €, Ares-Verlag, Graz) und ein Briefwechsel

Lieber Herr von Münch,
offene Worte können Freundschaften kosten, zumal dann, wenn Schriftsteller sie an Kollegen richten. Ich habe da leidige Erfahrungen. Sie besagen: Auf Kritik so professionell zu reagieren wie Goethe auf Schillers Beanstandungen des Wilhelm Meister, bringen nur wenige fertig – siehe den Briefwechsel der Dioskuren. Doch keine Sorge, ich ziehe nicht gegen Ihr Buch zu Felde, weder gegen die Machart noch gegen Ihre Überzeugungen. Unter der Überschrift Frau, komm! collagieren Sie Berichte über Massenvergewaltigungen deutscher Frauen 1944/45 und damit Taten, die nach heute geltendem Völkerrecht Verbrechen sind und nach Ihrer Rechtsauffassung schon nach der Haager Landkriegsordnung von 1907 verboten waren. Und: Sie verlangen, dass über diese Taten – wenn sie schon nicht gesühnt werden – wenigstens geredet wird. Sie halten sich an ernstzunehmende Quellen und kommentieren sie angemessen. Trotzdem machen mir einige Fragen zu schaffen, und die haben mit persönlicher Erfahrung zu tun.
Eine Szene, die sich Anfang Februar 1945 im klirrend kalten Pommern abgespielt hat: Unsere Schwadron, sie gehört zum Stolper Reiterregiment 5, erhält den Befehl, ein Dorf zu räumen, in dem sie auf dem Weg zur Front Quartier gemacht hat. Wir satteln die Pferde, sitzen auf und reiten in Richtung Westen. Zurück bleiben Frauen, Alte und Kinder, denen Hitlers Gauleiter verboten hat, rechtzeitig auf den Treck zu gehen. Was geschieht, wenn jetzt die Russen nachrücken, weiß jeder. Dafür hat der Reichspropagandaminister Goebbels schon nach dem Massaker von Angehörigen der Roten Armee im ostpreußischen Nemmersdorf im Oktober 1944 gesorgt, unmittelbar nach den ersten Gewalttaten der Sieger auf deutschem Boden, und diese Untaten wiederholen sich tagtäglich, seit die Rote Armee unaufhaltsam nach Berlin marschiert.  Niemand zweifelt daran, dass die Menschen in dem Dorf, das wir im Morgengrauen räumen, das gleiche Schicksal erwartet. Eine Frau läuft der abrückenden Schwadron nach, bleibt schließlich erschöpft und verzweifelt stehen, breitet die Arme aus und schreit: „Ihr könnt uns doch nicht allein lassen!“ Wir haben Befehl, sie allein zu lassen, und wir gehorchen. Was aus dieser Frau geworden ist, weiß ich nicht; wie sie in Eis und Schnee auf der Dorfstraße stand und schrie, habe ich noch heute vor Augen und im Ohr.
Jahre später habe ich mich dann durch die acht Bände der Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa gegraben. Die Historiker Theodor Schieder, Werner Conze, Hans Rothfels und andere hatten sie im Auftrag des Bundesministers für Vertriebene Theodor Oberländer erstellt. Der Minister saß in zwei Kabinetten Konrad Adenauers, bevor ihn, wie man es zutreffend nannte, seine Vergangenheit einholte. Den Nazis war er schon 1923 beim Marsch auf die Feldherrnhalle zugelaufen. Im Dritten Reich hatte er ihnen die sogenannte Ostforschung organisiert. Seine Vertriebenenpolitik war so gerade gekämmt wie sein Scheitel. Wie einige seiner Hilfswilligen waren die Historiker Schieder und Conze mit befleckter politischer Weste aus der Diktatur in die Demokratie übergetreten. Rothfels, 1934 als Jude von seinem Königsberger Lehrstuhl  gejagt, 1939 emigriert und 1951 nach Deutschland zurückgekehrt, passte insofern in die Gesellschaft, als er streng konservativ dachte und Kommunisten nicht ausstehen konnte. Wie zu erwarten war, schlug dem Gemeinschaftswerk der Gelehrten Misstrauen entgegen, aber sie beherrschten ihr Fach und hatten gelernt, vorsichtiger zu argumentieren als dazumal. Darum hatte Thomas Darnstädt recht, als er im Spiegel befand, die Dokumentation sei “eine der beeindruckendsten Sammlungen über das Elend am Ende des Krieges“.
Flüchtlingsfrauen im Frühjahr 1945                Foto: Ares-Verlag.com
Doch die Sammlung war nicht nur beeindruckend, sie war unerträglich, und das nicht so sehr wegen des Verdachts auf Manipulation seitens der Mitwirkenden. (Zum Beispiel blieben die Todesmärsche unerwähnt, auf denen die SS Häftlinge der Konzentrationslager vor der näherrückenden Front hergetrieben hatten und die – nicht nur aus der Vogelperspektive – eine Sonderform der Vertreibung gewesen waren.) Unerträglich waren die versammelten Berichte vor allem deswegen, weil in ihnen eine Gewaltszene nach der anderen Revue passierte und weil die Untaten nicht nur den Opfern den letzten Rest von Würde raubten; sie entwürdigten, auch die Täter.
Heinrich Himmler hatte geschworen, die Vernichtung von Juden, Bolschewisten  und anderen Feinden des Nazi-Reichs bleibe für ewige Zeiten ein Ruhmesblatt der SS, und die SS hatte es ihrem Reichsführer geglaubt. Sie war also offenbar im Besitz ihrer Würde geblieben. Allerdings redeten die SS-Leute nicht von Würde, sondern von Ehre. Anders die Bolschewiki. Sie hatten nicht nur Zar, Adel, Bürger und Bauer  in der Oktoberrevolution besiegt, sondern auch ihre Mitrevolutionäre, und sie setzten von Stund an alles daran, das Volk zu entmündigen. In den dreißiger Jahren lief Stalin zu patriotischer Form auf, und sein Großer Terror gab den Menschenrechten in der Sowjetunion den Rest. 1941 überfielen Hitler und seine Wehrmacht Stalins Reich, erklärten dessen Bewohner zu Untermenschen und töteten und versklavten sie nach Belieben. Als die Wehrmacht vor Moskau umkehren musste, übernahmen die Kommissare und Propagandisten des Machthabers im Kreml wieder die Regie. Sie verstanden sich auf Gehirnwäsche. Die Rotarmisten, die auf deutschen Boden stürmten, kannten nur noch zwei Gefühle – Hass und aufgestaute Geilheit. Sie waren auf Gewalt dressiert: In dieses Schema, so meine ich, lassen sich die Ereignisse fügen. Die Skizze entschuldigt kein Ver­brechen, aber sie erklärt einigermaßen, wie es zu Übergriffen der Sieger und zur Massenvergewaltigung der Frauen kommen konnte und – nach dem Gesetz von Tragödien – wohl sogar kommen musste.
Verehrter Ingo von Münch, die Frage, was Ihr Versuch ergibt, die Massenvergewaltigungen mit Juristenverstand noch einmal anzugehen, müssen Ihre Kollegen in der Fachschaft Völkerrecht beantworten.  Ausgeschöpft war die Schreckensgeschichte ganz gewiss nicht, und Ihre Argumente sind aller Ehren wert. Nur stehen der Beschäftigung mit dem Thema instinktive Abwehrreaktionen entgegen: Widerwille, Abscheu, Ekel.
Meinerseits habe ich damals vor den Tatsachen kapituliert, die Oberländers Historiker aufgetürmt hatten. Ich habe das Grauen nicht in den Griff bekommen, das Grauen hat mich geschafft, und ich beschloss, den Stoff nie wieder anzufassen. Diesem Vorsatz aus Notwehr bin ich treu geblieben, bis ich mich jetzt mit Ihrem Buch beschäftigt habe.
Mein Resumee:  Es gibt die Darstellungsdefizite, die Sie beklagen, und es gibt nach wie vor blödsinnige Ansichten. Sie arbeiten beides mit der gebotenen  Sachgerechtigkeit auf. Doch die alten Gefühle weckt schon das Bild auf dem Titel: Zwei Rotarmisten, Papyrossi im Mund, zerren an einer Frau, der eine hat die freie Hand am Hosenschlitz... Womit ich beim Ares-Verlag angelangt bin. Dass Sie ihm leichtfertig Ihr Buch gegeben haben, haben Ihnen Kritiker schon vorgehalten, und unbedacht war es tatsächlich. Ares war ja nicht nur der griechische Gott des Krieges, sondern auch der „Inbegriff des blutigen Schlachtenmordes und des wütenden Kampfgetümmels“. (So der Kleine Pauly, Bd. 1, Sp. 526.) Anders gesagt: Ares ist der Gott der Kriegsverbrecher, und wer einen Verlag nach ihm benennt, muss sich dabei wohl etwas gedacht haben. Den Leuten in Graz, denen dies eingefallen ist, verstehen sich aufs Büchermachen; ihre Titel sorgen dennoch für Gänsehaut:  Sniper – Militärisches und polizeiliches Scharfschützenwis­sen kompakt. Oder: Panzer – Vom Ersten Weltkrieg bis heute. Das schmeckt nach Landserheft auf höherem Niveau. Oder auch: Carl Schmitt: Internationale Bibliographie der Primär- und Sekundärliteratur, ein Werkverzeichnis des Staatsrechtlers Carl Schmitt, von dem der Verlag behauptet, er gelte „wegen seiner Kritik an den Verfassungsgrundlagen der Weimarer Republik bzw. wegen seines anfänglichen Engagements für den Nationalsozialismus in gewissen Kreisen (als) umstritten“.
Anfängliches Engagement?
Gewisse Kreise?
Mit diesen Floskeln will der Verlag offenkundig von vornherein klarstellen, dass Alain de Benoist, der Urheber der wissenschaftlichen Handreichung, strikt anderer Denkungsart sei. Lieber Ingo von Münch, die Lehre heißt: Spiel nicht mit den Schmuddelkindern...Ich hoffe, Sie nehmen mir meine Offenheit nicht übel.
Herzlich Ihr Jost Nolte


INGO VON MÜNCH ANTWORTET
Lieber Herr Nolte,
haben Sie vielen Dank für Ihre Anmerkungen. Ich wäre froh, wenn durch sie eine Debatte über Frau, komm! beflügelt würde. Aber im Einzelnen:
1. Sehr eindrucksvoll ist die Schilderung Ihrer eigenen Erfahrung im Februar 1945. Eine solche Szene kann man in der Tat wohl nicht vergessen.
Ingo v. Münch
                Foto: Ares-Verlag.com
2. Ihre Skepsis hinsichtlich der Schilderungen in der Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa – Sie schreiben sogar von einem Verdacht auf Manipulation, teile ich nicht. Was darin gesammelt ist, können Sie auch bei Kempowski, Kopelew und Solschenizyn finden. Die Tatsache, dass der damalige Bundesminister unseligen Angedenkens Theodor Oberländer der Auftraggeber war, liefert  genau so wenig einen Grund, die Arbeit der Wissenschaftler zu kritisieren, wie es sich geziemt hätte, einem Gutachter des Auswärtigen Amtes anzukreiden, dass dessen Außenminister Steinewerfer gewesen war – wenn er es dann gewesen sein sollte.
3. Die von Ihnen erwähnten, in jener Dokumentation nicht genannten Todesmär­sche von KZ-Häftlingen waren etwas ganz anderes – nämlich viel Schlimmeres als die Vertreibung; sie gehören deswegen meines Erachtens in eine Dokumentation der SS-Verbrechen, nicht aber in die Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa.
4. Dass die Tragödie antiken Ausmaßes, welche die Massenvergewaltigungen  gewesen sind, „sogar so kommen musste“, sehe ich nicht. Die russischen Soldaten waren nicht – wie die Nazis behaupteten – Untermenschen; sie waren Menschen, und viele von ihnen hatten Frauen und Töchter. Stalin und die russische Generalität  hätten die Orgie der Gewalt stoppen können. Sie wollten es nicht.
5. Dass es in Rostock noch eine Ilja-Ehrenburg-Straßen gibt, benannt nach Stalins schärfstem Propagandisten, und dass die SPD und die Linkspartei eine Umbenennung verweigern, finde ich geradezu pervers. Dies unabhängig davon, ob das Flugblatt mit dem Text Brecht den Hochmut der germanischen Frauen! von Ehrenburg stammt oder, wie Ehrenburg behauptet hat, von Goebbels. Man nehme irgendein anderes Pamphlet aus der Feder Ehrenburgs und ersetze darin das Wort Deutsche – merke: nicht etwa Nazi oder deutsche Soldaten – durch Russen, und man sieht, wie mörderisch diese Flugblätter waren und von manischem Hass erfüllt.
6. Das Foto, das der Verlag auf den Titel meines Buches gesetzt hat, ist ein Foto,  und es bildet Realität ab. Soll dieses schon häufig veröffentlichte Zeitzeugnis versteckt werden? Revisionismus?
7. Ich habe zwanzig (!) deutschen Verlagen, darunter großen und hochangesehenen Häusern, geschrieben oder mit ihnen telefoniert und ihnen mein Buch angeboten. Ohne Erfolg. Die meisten haben das Manuskript abgelehnt, ohne es gelesen zu haben. Ich musste daraus schließen, dass schon das Thema nicht in die Zwangsjacke der herrschenden political correctness passte. Dann habe ich das Buch dem Ares-Verlag gegeben, der sich, wie Sie einräumen, aufs Büchermachen versteht und für dessen Programm ich im Übrigen nichts kann.
Lieber Her Nolte, wir zanken nicht, wir debattieren, und das gefällt mir.
Ihr Ingo von Münch


WIDERWORTE GEGEN WIDERWORTE
Lieber Herr von Münch,
natürlich sind mir Widerworte eingefallen. Zum Beispiel lassen sich die braunen Flecken von den Westen der hilfswilligen Historiker Schieder und Conze so wenig wegdiskutieren wie von den Sabberlätzchen verwandter Seelen im Dienst des Ministers Oberländer (siehe: Winfried Schulze, Deutsche Geschichtswissenschaft nach 1945, Beiheft 10 der Historischen Zeitschrift). Der Jurist Ingo von Münch entgegnet darauf: Restbestände völkischen Gedankenguts von Historikern in der Nachkriegszeit  hin oder her, die Dokumente, die sie gesammelt haben, sprechen eine eindeutige Sprache, und sie beweisen, dass es die grässlichen Ereignisse, von denen in ihnen die Rede ist, gegeben hat. Oder um mit Wittgenstein zu sprechen: Die Vergewaltigungen waren der Fall. Darum sind wir tausenden Frauen und Mädchen unser Mitleid schuldig.
Das ist vom ersten bis zur letzten Buchstaben richtig. Nur leider sagt es über das Befinden der Geschichtswissenschaft nach 1945 eine Menge, wer da das Wort geführt hat, und wir haben darauf zu achten, in welchem Fahrwasser wir uns bewegen, wobei ich auch nicht im Entferntesten daran denke, das eine auf Grund des anderen zu relativieren.
Und noch etwas: Sie raten mir, mich von Kempowski,  Kopelew und Solschenizyn überzeugen zu lassen, wer recht hat. Tatsächlich kenne ich mich bei diesen Autoren ganz gut aus, und ich bewundere die Wahrheitsliebe, deretwillen sie viel gewagt haben und die sie viel gekostet hat. Erwähnt habe ich sie nicht, weil mein Text andernfalls noch länger geraten wäre. Darum ist auch der springende Punkt außer Acht geblieben: Bewunderung entbindet nicht von der Pflicht zur Quellenkritik.
Mit seiner Quellenkritik konzentriert sich der Autor von Frau, komm! auf Ilja Ehrenburg. Der erschreckend bedenkenlose Propagandist der Gewalt hat sich ganz gewiss selber zuzuschreiben, wie er vor der Geschichte dasteht. Aber wiederum ein Nur: Auch Ehrenburg hatte Beweggründe, und er hat Anspruch darauf, dass sein jüdisches Schicksal wenigstens erwähnt wird. Es war jüdisch, obwohl er vom jüdischen Gott nichts wissen wollte.
Lieber Ingo von Münch, lassen wir es mit diesen Bemerkungen genug sein, und vertrauen wir darauf, dass die Debatte um sich greift, die Sie sich mit Recht wünschen.
Ihr Jost Nolte



4 Kommentare:

  1. Lieber jn,
    das ist eine für uns Nachgeborene höchst aufschlussreiche Debatte, in der ich, soweit ich erkennen kann, auf der Seite von Ingo von Münch bin.
    Herzlich Ihr MM*

    *Matthias Matussek, c/o DER SPIEGEL

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  2. Lieber Jost,
    danke auch für diesen Briefwechsel, bei dem ich mich ganz auf Deiner Seite weiß, auch wenn Münch annehmbar geantwortet hat. Unannehmbar bleibt die Entscheidung für den Kontext (Ares Verlag), in dem das Buch erscheint. Lieber ungedruckt bleiben als so gedruckt werden. Aber ich weiß, das fällt in unserem Gewerbe schwer.
    Herzlich grüßt Hannes*

    Hannes Schwenger, Berlin

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  3. Lieber Herr Nolte,

    Ich sag es gleich vorneweg, ich bin die Nichte von Ingo von Münch - trotzdem halte ich meine Meinung für objektiv. Und ich bin auch keine Geisteswissenschaftlerin oder Schriftstellerin, sondern einfach eine "normale Deutsche mittleren Alters".

    Ich fand Ihren Briefwechsel höchst interessant und finde es schade, dass Sie ihn doch so relativ abrupt beendet haben. Das Thema war noch lange nicht fertig diskutiert.

    Für mich als Nachgeborene (Jahrgang 1971) hat das Buch sicher eine ganz andere Wirkung als für Vertreter Ihrer Generation. Sie mögen sich streiten über Details der Geschehnisse - war es jetzt so oder so genau.
    Für mich aber war es das erste Mal, dass ich überhaupt etwas zu dem Thema zu lesen bekam! Sicher, so grob wusste ich auch von den Vergewaltigungen, aber eben nicht im Detail.

    Es geht jetzt auch nicht darum, die Russen/Sowjets zu verteufeln. Es geht einfach darum, zu WISSEN, was geschehen ist, WIE es geschehen konnte und zu verstehen, wie sich das auf die Frauen, deren Kinder und Enkel ausgewirkt hat! (wie kann eine Frau Liebe an ihre Kinder weitergeben, wenn sie so schrecklich mishandelt wurde)

    Ausserdem finde ich es längst überfällig, dass den Frauen, denen das zugestossen ist, so eine Art "Denkmal" gesetzt wurde und der Hinweis "falls Ihr jetzt noch gerne darüber sprechen wollt, dann sind wir jetzt (endlich) bereit, Euch zuzuhören!".

    Dazu kommt, dass das mit den Vergewaltigungen im Krieg auch heute noch weitergeht (siehe Bosnien, Kongo, Liberia etc.) - und es ist immer noch ein Tabu-Thema, wo die Verbrecher nicht zur Rechenschaft gezogen werden! Es wird einfach so hingenommen, als könne man nichts dagegen tun.

    Ich kann dieses Buch wirklich allen Deutschen (ob jung oder alt), die sich wenigstens ein bisschen für ihre Vergangenheit (oder Krieg/Vergwaltigungen) interessieren, herzlich empfehlen!

    Dass es im Aries-Verlag rauskam, ist für mich egal. Ich kenne den Verlag nicht weiter. Ich weiss nur, dass Ingo von Münch 20 Verlage angeschrieben hatte und keiner sich getraut hat, das Thema anzurühren! Kann man es da Ingo von Münch übelnehmen, dass seine Geduld zu Ende ging und dass er ein Buch, an dem er 5 Jahre gearbeitet hat, und dass ihn sehr belastet hat, jetzt endlich rausbringen wollte? Schlisslich ist er auch nicht mehr der Jüngste (über 70) - wie lange hätte er denn noch warten sollen, um einen "guten" Verlag zu finden, der das Buch druckt?
    Für mich ist es jetzt einfach wichtig, dass es das Buch gibt und das es gelesen und diskutiert wird!

    Schöne Grüße,
    Elisabeth von Münch, Frankfurt

    P.S. Vielleicht könnte eine zweite Auflage ja dann in einem anderen Verlag erscheinen, falls das von Wichtigkeit sein sollte.

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  4. @von Münch
    "5. Dass es in Rostock noch eine Ilja-Ehrenburg-Straßen gibt, benannt nach Stalins schärfstem Propagandisten, und dass die SPD und die Linkspartei eine Umbenennung verweigern, finde ich geradezu pervers. Dies unabhängig davon, ob das Flugblatt mit dem Text Brecht den Hochmut der germanischen Frauen! von Ehrenburg stammt oder, wie Ehrenburg behauptet hat, von Goebbels."
    Hier sollte man schon erwähnen, WER die Umbenennung vor allem fordert. Ferner braucht man dieses ominöse Flugblatt überhaupt nicht zu erwähnen, da es schlicht der NS-Propaganda zu zurechnen ist.

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