Freitag, 3. September 2010

Keine Meinung über Sarrazin

Das knallrote Buch, das Thilo Sarazzin, vor jede auftauchende Kamera hält, habe ich nicht gelesen.* Wenn ich es gelesen hätte, hätte es mir auch nichts genützt, weil ich mich in der  Literatur, auf die der Verfasser sich beruft und die ihm seine Kritiker um die Ohren schlagen,  nicht auskenne; offenbar handelt es sich um zweierlei Literatur, über Statistik und über Gene. Also begnüge ich mich damit, das Schauspiel zu betrachten, dem ich nicht entgehen kann: Thilo Sarrazin (fast) allein gegen alle – wahlweise: Lauter Experten und ein Brandstifter. Die Experten an erster Stelle, denn anscheinend gibt es außer mir keinen, der kein Experte ist, und Vortritt wem Vortritt gebührt. Wer recht hat? Woher soll ich es wissen? Ich weiß nur: Selbst wenn alles nichts anderes als haarsträubende Meinung wäre, was  Sarrazin zum Besten gibt, stünde es unter dem Schutz des Art. 5 GG. Und ob für Bundesbanker Ausnahmeregeln gelten, sähe ich gern vom Verfassungsgericht entschieden. Unterdessen macht es sich Sarrazins Partei, die SPD, wohl auch leichter, als sie die Sache nehmen sollte: Als Wertegemeinschaft (Andrea Nahles) macht sie in der offenen Gesellschaft eine unvorteilhafte Figur, und als eine Art Vatikan ist das Willy-Brandt-Haus ungeeignet.

*Thilo Sarrazin, Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen, DVA, München, 464 S., 22,99 €

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