Sonntag, 10. Oktober 2010

Poul Gernes: bunt, bunter am buntesten

Flächen, Scheiben, Flaggen, Schiffe, Torten: Poul Gernes
                                                               foto:jn  
Das ist Kunst von fröhlicher Wahllosigkeit. Andere haben beeindruckend Tiefsinn in abstrakte Linien und Flächen implantiert und für Verwirrung gesorgt, indem sie die Abgründe gleich wieder in Abrede stellten. Es funktionierte auf immer noch nicht befriedigend erklärte Manier, obwohl zum Beispiel die Amerikaner Barnett Newman und Mark Rothko mit dem Colorfield Painting schon bald nach Hiroshima ihren Ruhm begründeten. Der Däne Poul Gernes (1925-1996) führte keinen Kalten Krieg gegen den Sozialistischen Realismus mit den Waffen der bildenden Kunst, er raunte nicht von tieferen Wahrheiten und wollte niemanden bekehren. Er wollte seinen Spaß haben und das Publikum aufheitern. Wie das gelingen konnte, zeigt jetzt die Hamburger Große Deichtorhalle an Wänden voller Buntem. Darunter befindet sich einiger Tinnef. Zum Beispiel zerdetschte Torten aus Gips und aus demselben Material ein Rübezahl-Kopf, der als Selbstporträt ausgegeben wird. Was aber in Farben aus der Lackierwerkstatt von oben leuchtet oder im Wege steht: Schießscheiben à la Jasper Johns, Flaggentafeln wie aus dem Lexikon, ein Kirschbaum mit davonflatternden Kirschblüten in simpelster Manier, Seelenverkäufer von Booten, eine blau-rote Mauer aus Pappkartons und was immer sonst... – es erfüllt seinen Zweck, es amüsiert. (Bis zum 16. Januar 2011)
jn, 10 Oktober 2010

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